Facts & Fiction

Archäologische Fakten bilden die Basis für (meine) Interpretationen

Fremde Urgeschichte – Ein unerforschter Kontinent

Einige wenige Fakten sind bekannt. Das Leben der Menschen in Steinzeit, Bronzezeit und Eisenzeit zu rekonstruieren, ist trotz moderner archäologischer Methoden sehr schwierig. Wir wissen, wie die Gräber aussahen, welche Tiere gehalten und welche Pflanzen angebaut wurden, wie alt die Menschen wurden, wie die Grundrisse ihrer Häuser ausgesehen haben. Aber da bleibt noch so vieles, was wir nicht wissen, unter anderem, weil keine schriftlichen Aufzeichnungen vorhanden sind.

Prähistorisches Leben – Fragen, Fragen, Fragen

Welches Gesellschaftssystem gab es in einer bestimmten Region zu einer bestimmten Zeit?

Wurden Frauen unterdrückt, angebetet oder hatten sie die gleichen Rechte und Pflichten wie Männer, und wie änderte sich das von Region zu Region und Zeit zu Zeit?

Wuchsen Kinder bei ihren leiblichen Eltern oder bei Ziehfamilien auf?

Gab es Nahrungstabus, Heiratsregeln, Sprechverbote?

Was für eine Vorstellung machten sich die Menschen vom Tod und dem, was (vielleicht) danach kommt?

Galt das Recht des Stärkeren oder ein ausgefeiltes juristisches System?

Diese Liste könnte endlos erweitert werden.

Archäologische Fundamente

Die archäologische Forschung tendiert dazu, auf komplizierte Fragen vereinfachte Antworten zu finden (wobei auch das eine vereinfachende Behauptung ist). Im Roman habe ich die Möglichkeit, komplexe Gesellschaften zu beschreiben, die zwar zu den archäologischen Funden und den Ergebnissen der Forschung passen, aber auf wissenschaftlichem Weg nicht bewiesen (oder widerlegt) werden können. Ich mag es, wenn dabei manches vertraut erscheint, und manches ganz fremd. Immerhin waren die Menschen nicht anders als wir Heutigen – aber ihre Kulturen sind fremd, und weitgehend unbekannt.

Frauen in der Urgeschichte

Archäologische Frauen- und Geschlechterforschung beschäftigt sich unter anderem mit Klischees zur Rollenverteilung in der Urgeschichte. Ein vielkritisiertes Beispiel ist die häufig vertretene Ansicht, Gräber mit Schwertern wären zwangsläufig Männergräber, wohingegen Spinnwirtel und Schmuck eindeutige Anzeiger für Frauengräber wären. Moderne (oder historisch jüngere) Rollenbilder werden dabei einfach auf die Urgeschichte übertragen.

Nur Analysen von Skelett- und Leichenbrandresten können zweifelsfrei darüber Auskunft geben, welches (biologisches) Geschlecht ein Individuum hatte.

Auf der Website von FemArc – Netzwerk archäologisch arbeitender Frauen finden sich viele Informationen zu diesem Themenkreis. www.femarc.de

Die sogenannte „Matriarchatsforschung“ versucht, ein prähistorisches Matriarchat zu beweisen, was aufgrund der Quellenlage ebenso wenig gelingen kann, wie die ewige Herrschaft des Mannes über die Frau zu belegen.

In meinen Geschichten spielen Frauen in ganz unterschiedlichen Kulturen und Lebenssituationen eine große Rolle.

Forschung in Hallstatt

Die Romane „Salzberggöttin“ und „Salzbergerbin“ spielen großteils in der Hallstattzeit im heutigen Ort Hallstatt (Oberösterreich). Seit mehr als 150 Jahren wird dort archäologisch erforscht, wie die Menschen im engen Hochtal über dem See mitten in den Alpen lebten, Salz abbauten und begraben wurden. Viele Forscherleben waren und sind diesem Ort und der danach benannten Hallstattkultur gewidmet. Der Großteil der Funde wird im Naturhistorischen Museum aufbewahrt, welches auch die aktuelle Bergwerks- und Gräberfeldforschung leitet (Forschungsergebnisse hier und hier).

Weitere Museen, die archäologisches Material aus Hallstatt beherbergen, sind das Oberösterreichische Landesmuseum (www.ooelkg.at) und das Museum in Hallstatt (www.museum-hallstatt.at).

Ein lebendiges Bild zur Hallstattzeit bekommt man im Freilichtmuseum Keltendorf Mitterkirchen (Oberösterreich) (www.keltendorf-mitterkirchen.at).

Dürrnberg bei Hallein

Der Dürrnberg bei Hallein spielt in meinen Romanen eine große Rolle: Als „Kleiner Salzberg“ bildet er ein Gegengewicht zum bedeutenden Salzort Hallstatt. Es handelt sich um einen der wesentlichsten archäologischen Fundorte der Eisenzeit in Österreich. Wie in Hallstatt gibt es ein prähistorisches Salzbergwerk, das allerdings nicht in gleichem Maße über einen so langen Zeitraum betrieben wurde. Das schmälert nicht seine Bedeutung für die montanarchäologische Forschung. Ebenfalls wie in Hallstatt wurden am Dürrnberg zahlreiche Gräber ausgegraben, sowohl aus der Hallstatt- als auch der darauffolgenden Latènezeit. Im Unterschied zu Hallstatt verfügt der Dürrnberg auch über Siedlungsspuren: Im Ramsautal bot der feuchte Untergrund ideale Bedingungen zur Erhaltung von Hölzern, wodurch Aussagen zu Hausbau, Werkzeugnutzung und Holzarten möglich sind.

https://www.keltenmuseum.at/duerrnbergforschung/publikationen/duerrnberg-forschungen/

Uttendorf im Innviertel

Das oberösterreichische Innviertel ist eine für die Hallstattforschung ganz wesentliche Region. Schon im späten 19. Jahrhundert wurden dort bedeutende Funde gemacht. Einer der Orte, der in „Salzbergerbin“ eine wichtige Rolle spielt, ist Uttendorf (Helpfau). Dort wurden hallstattzeitliche Grabhügel ausgegraben, die zahlreiche Objekte erbrachten. Aus einem Grab stammen die Reste eines mit Metallbeschlägen ausgestatteten hölzernen Wagens, Metallgefäße, Pferdegeschirrteile – und ein goldener Halsreif. Er ist das Prunkstück der prähistorischen Sammlung des Oberösterreichischen Landesmuseums.

Zahlreiche Interpretationen zur Bedeutung des Goldhalsreifens sind möglich. Am häufigsten wird in der Fachwelt davon ausgegangen, es handle sich um das Abzeichen eines hallstattzeitlichen „Fürsten“, womit zumeist der Gedanke an einen Mann verbunden ist. Tatsächlich ist überhaupt nicht klar, was dieser besondere Gegenstand den Menschen der Hallstattzeit bedeutet hat. „Salzbergerbin“ liefert eine Erklärung, die nicht stimmen muss, aber auch korrekt sein könnte.

Traunkirchen

Traunkirchen ist nicht nur ein landschaftlich ausgesprochen reizvoller Ort, sondern auch ein wichtiger hallstattzeitlicher Fundort. Zahlreiche Gräber wurden dort erforscht, und neuere Untersuchungen drehen sich um die Frage einer potentiellen Nutzung als Standort für Pfahlbauten.

Seine geographische Lage auf einer engen Halbinsel am Traunsee scheint Traunkirchen für eine Rolle bei der prähistorischen Salzverteilung zu prädestinieren. Tatsächlich wird eine entsprechende Funktion für die Eisenzeit von der archäologischen Forschung auch intensiv diskutiert. Was an diesem Ort geschah, wo in der Hallstattzeit viele Menschen begraben wurden, ist nicht klar. Die Beschreibung in den Romanen als „Fraueninsel“ ist eine Interpretationsvariante als Stützpunkt für den Salztransport.

https://www.archekult-traunkirchen.at