Angeblich haben die Menschen in der vorchristlichen Vergangenheit bestimmte Feste zu bestimmten Zeiten gefeiert, so die verbreitete Überzeugung. Besonders bekannt sind die sogenannten „keltischen“ Feste: Imbolc (1. Februar), Beltane/Beltaine (1. Mai), Lugnasad (1. August) und Samhain (1. November). Die Termine beziehen sich immer auf die Nacht vor dem jeweiligen Termin.
Besonders die Übereinstimmungen mit der Walpurgisnacht und Allerheiligen/Halloween, was den Zeitpunkt im Jahreskalender betrifft, vermitteln eine angebliche Kontinuität dieser Feste von der Urgeschichte über das Mittelalter bis heute.
In Wirklichkeit ist über diese „keltischen“ Feste sehr wenig bekannt. Die Quellen beziehen sich auf das irische Frühmittelalter und stammen aus der Feder christlicher Mönche. Es ist somit schon nicht ganz klar, was in Irland im Frühmittelalter in diesen Nächten stattfand. Noch weniger lässt sich davon ableiten, dass diese Feste auch viele Jahrhunderte davor – nämlich in der Eisenzeit – und viele hundert Kilometer entfernt – in Mitteleuropa – gefeiert wurden.
Zu diesem Thema durfte ich kürzlich eine Sonderführung im Freilichtmuseum „Keltendorf“ Mitterkirchen abhalten. Unter dem schönen Baum am Dorfplatz ging es um eine weitere angeblich typisch „keltische“ Angelegenheit: den Baumkalender (bzw. den Baumkreis).
Dem Internet und zahllosen Büchern ist die angeblich große Naturverbundenheit „der Kelten“ zu entnehmen, die im Glauben an eine Art Geburtshoroskop ihren Höhepunkt gefunden haben soll. Je nach Geburtstag „ist“ man ein bestimmter Baum. Das System ist jenem der Tierkreiszeichen vom Prinzip her nicht unähnlich.
Das Problem ist nur: Das „keltische“ Baumhoroskop ist eine Erfindung einer Journalistin und wurde in den 1970er Jahren erstmals in einer französischen Frauenzeitschrift publiziert. Indizien für diese mittlerweile gut erforschte Tatsache hätte es auch davor genug gegeben: Beispielsweise steht im Baumhoroskop der Olivenbaum, der nördlich der Alpen gar nicht vorkommt.
Ist es trotzdem möglich, dass (die) Menschen in (verschiedenen Epochen) der Urgeschichte eine enge Beziehung zu Bäumen hatten?
Selbstverständlich.
Ist es wahrscheinlich, dass sie Feste gefeiert haben?
Aus meiner Sicht auf alle Fälle.
Aber die Details bleiben leider offen.
Hier der link zu einem Beitrag über den Keltischen Baumkalender: